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Erfahrungsbericht Cytotec (4 Antworten)

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Nachdem ich mich länger mit der Frage beschäftigt habe, wie lange ich auf eine natürliche Fehlgeburt warte oder ab wann ich mit Cytotec nachhelfen soll, möchte ich hier meine Erfahrungen schildern. Vielleicht hilft es ja der ein oder anderen bei der Entscheidungsfindung...

Der Reihe nach: Meine erste Missed Abortion hatte ich im Februar 2015. Damals wurde in der 9. SSW festgestellt, dass der Embryo sich seit ca. einer Woche nicht weiter entwickelt hatte und auch keinen Herzschlag mehr hatte. Mir wurde direkt zur Ausschabung geraten. Ich war eigentlich unschlüssig, ob ich das wirklich will, hab mich aber recht schnell überzeugen lassen, da mir eine genetische Untersuchung des Embryos zugesagt wurde. Im Ergebnis wurde diese Untersuchung allerdings "vergessen". Außerdem baute meine Gebärmutterschleimhaut sich nach der Ausschabung nicht mehr auf. Trotz wochenlanger Östrogenbehandlung maximal 2 mm. Dann die Diagnose "Asherman Syndrom". Zum Glück konnte die Schleimhaut in einer OP recht gut wieder hergestellt werden. Für mich war aber klar: Eine weitere Ausschabung könnte das Aus für unseren Kinderwunsch bedeuten. Bei einer weiteren Fehlgeburt würde ich mich daher auf keinen Fall ausschaben lassen.

Jetzt, anderthalb Jahre später, stand ich wieder an der gleichen Stelle: Im Laufe der 8. SSW hörte die Entwicklung des Embryos auf. An 8+0 stand endgültig fest: Da lebt nichts mehr.

Ich stellte mich schon auf harte Diskussionen zum Thema Ausschabung ein, aber die waren zum Glück gar nicht erforderlich. Die Ärzte in der Klinik sagten mir, seit diesem Jahr würden bei ihnen standardmäßig keine Ausschabungen mehr durchgeführt werden. Man würde die Fehlgeburt mit Medikamenten einleiten und nur im Ausnahmefall, wenn nicht alles abgeht, noch operieren. Ich sagte, ich würde gerne noch etwas abwarten, ob der Embryo alleine abgeht. Auch das wurde akzeptiert. Die Ärztin gab mir allerdings bereits 4 Cytotec-Tabletten mit. Ich könne noch ein paar Tage warten und dann selbst entscheiden, wann ich sie nehme. Sie sagte, ihre Kollegen würden gleich 4 Tabletten geben. Sie selbst finde das zu schmerzhaft und empfehle mir, erstmal nur 2 Tabletten zu nehmen und wenn innerhalb von 12 Stunden keine starke Blutung einsetzt, noch die anderen 2.

Ich habe dann ziemlich mit mir gerungen, wie lange ich warte. Da ich wegen Blutungen in der Schwangerschaft schon länger krank geschrieben war, wollte ich auch gern einen Abschluss. Ich beschloss, meinem Körper 5 Tage Zeit zu geben und dann ggf. mit den Tabletten nachzuhelfen.

In der Zwischenzeit habe ich versucht herauszufinden, was mich erwartet. Allerdings habe ich festgestellt, dass wohl sehr viele unterschiedliche Behandlungsschemata mit Cytotec existieren. Und offenbar reagieren auch nicht alle Frauen gleich schnell oder gleich stark. Interessant fand ich einen Artikel zweier Schweizer Professoren mit Studienergebnissen :

04-fruehaborte_und_abruptiones.neu.pdf
(bzw. nach "Zürich Frühabort Cytotec" googlen)

Dort stand, dass bei einer Dosis von 400 µg nur bei 13% ein vollständiger Abgang erfolge. Bei vaginaler Einmaldosis von 600 - 800 µg erfolge jedoch in 70-90% der Fälle ein vollständiger Abgang. Ich beschloss daher, die Empfehlung meiner Ärztin zu ignorieren und eine Einmaldosis von 800 µg (d.h. alle 4 Tabletten auf einmal) zu nehmen.

Morgens um 8.30 Uhr habe ich die 4 Tabletten vaginal eingeführt. Ab ca. 10 Uhr hatte ich Menstruationskrämpfe. Ab ca. 12 Uhr war mein Unterleib ein einziger Krampf, die Schmerzen steigerten sich. Gegen 12.30 Uhr habe ich mich vom Sofa aufs Bett geschleppt, da ich dringend liegen wollte. Die nächste Stunde war schwierig. Immer wieder starke Krämpfe, Hitzewellen, Übelkeit, Kreislaufprobleme. Dann ging's langsam besser. Ich war dann zweimal innerhalb einer halben Stunde auf der Toilette und hatte größere Blut- und Gewebeabgänge. Danach ging's mir zusehends besser. Bis zum nächsten Morgen hatte ich noch normale Menstruationsschmerzen und eine menstruationsstarke Blutung. Dann waren die Schmerzen weg und die Blutung nur noch schwach. Ich war wieder fit.

Zwei Tage nach dem Abgang war ich zur Nachkontrolle in der Klinik. Ergebnis: Alles gut, das "wichtige" ist raus. Ein bisschen geronnenes Blut war noch zu erahnen, das wird noch abbluten, aber ein weiterer Eingriff ist nicht erforderlich.

Mein persönliches Fazit: Ich würde es wieder so machen und ich kann jeder Frau nur raten, anstelle einer Ausschabung die medikamentöse Behandlung mit Cytotec zu wählen. Allerdings sollte man während der Anwendung nicht allein sein, falls es zu Kreislaufproblemen kommt.

Viele Grüße an alle, die im gleichen Boot sitzen.

Merle

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