... waren wir noch voller Hoffnung.
Wir schaffen das. Unsere Kinder werden es schaffen. Unsere Kinder werden zu den Wunder-Frühchen gehören. Unsere Kinder werden leben. Unseren Kindern wird es gut gehen.
Nachdem ich am 18.7. bei 19+4 mit Wehen und 6 cm geöffneter Gebärmutter liegend in die Klinik kam, wurde ich die ersten Tage zwischen Kreissaal und Wöchnerinnenstation hin und her geschoben. Jeden Tag boten mir die Ärzte an "das" zu beenden, ich müsse "das" nicht ertragen.
Sie wollten die Geburt einleiten und nichts weiter tun. Ich wollte nicht. Ich wollte ein anderes Nichtstun. Liegen, aushalten, schaffen. Stunde für Stunde und Tag für Tag. Immerhin hatten die Ärzte schon einige Tage Unrecht mit ihrem: "Die Kinder kommen heute."
Als die Antibiotikatherapie(n) scheinbar anschlugen stieg unsere Hoffnung auf ein gutes Ende. Ich bekam auf Wunsch und experimentell sogar noch vor 23+0 die Tokolyse und eine Cerclage war geplant. Nach nun schon 5 Tagen "Die Kinder kommen heute!" der Ärzte und dem "Nein, sicher nicht!" von mir, konnte ich doch diese Tage und diese OP auch noch schaffen. Das war unser Strohhalm, an den wir uns klammerten. Ich weiß nicht, wie - die Zeit verging. Eine Stunde vor der geplanten OP wurde sie abgesagt. 21+1. Wie sollte ich nur diese 24+0 erreichen?
Bis zum allerletzten Tag sagte ich: "Heute kommen die Kinder nicht. Das weiß ich." Am 31.7. war diese Hoffnung verschwunden. Ich war morgens einfach ohne sie aufgewacht. Den ganzen Tag hatte ich schlimme Vorahnungen, döste immer wieder ein und wachte auf, während ich den Missionsbefehl, das Glaubensbekenntnis und die Taufformel vor mich hin sprach. Taufe. Nottaufe. Nein, diese Gedanken mussten aus meinem Kopf verschwinden. Ich würde nicht taufen müssen. Jetzt noch nicht.
Mein Mann wollte abends bei mir bleiben, aber ich schickte ihn nach Hause. Wenn mein Mann nicht bei mir war, konnten sich unsere Kinder schließlich nicht auf den Weg machen.
Um kurz vor 24 Uhr platzte dennoch ohne jede Vorankündigung die erste Fruchtblase. Mein Mann kam und unsere wunderbaren, bezaubernden, kleinen und vollkommenen Mädchen A. und C. wurden am 1.8.11 um 2.22 und 2.34 Uhr geboren. A. starb während der Geburt und C. kämpfte und lebte. Ich taufte sie und hielt sie fest. Es gab nichts, was wir sonst für sie hätten tun können. Sie sollte es warm haben. Sie sollte nicht frieren. Sie sollte nicht leiden. Um 5.25 Uhr, im Arm meines Mannes, folgte sie ihrer großen Schwester. Und wir blieben zurück. Allein.
Nein.
Nein, nein, nein. Das darf nicht... Es darf nicht sein. Das durfte nicht passiert sein. Mein Bauch war leer. Völlig leer und das war falsch, so absolut falsch.
Nein.
Das in den folgenden Minuten, Stunden und Tagen am häufigsten gedachte und gesagte Wort: Nein. Nein! Nein.
Ich will nicht, ich wollte nicht. Ich wollte so vieles. So viel noch aushalten, ertragen, schaffen - für unsere Töchter und ihr Leben.
Am Ende waren es nur 2 Wochen Leben in meinem Bauch, die ich ihnen schenken konnte und ich bete, dass es schöne Tage waren, dass es ihnen gut ging in dieser Zeit, dass sie unsere unendliche Liebe spüren konnten und dass sie glücklich waren. Ich bete, dass diese kurze geschenkte Zeit einen Sinn hatte, den ich nur nicht verstehen kann.
Das Leben ging und geht weiter. Einfach so. Niemand fragte uns, ob die Zeit angehalten werden soll, damit wir ein wenig verweilen könnten.
Anfangs schmerzte jeder Gedanke daran, wie unsere Kinder jetzt aussähen, wie sie wären. Nun sind es schon fast vier Jahre, in denen wir sie nicht bei uns haben, nicht im Arm halten, nicht ansehen und nicht küssen konnten. Vier Jahre Sehnsucht.
"Irgendwann wird es leichter", hatte mir jemand gesagt. Nun kann ich mir inzwischen wirklich kaum noch vorstellen, wie sie heute wären, wie sie aussehen und riechen würden, wie ihre Stimmen klingen könnten. Und auch das erfüllt mein Mamaherz mit so großer Traurigkeit wie anfangs die Gedanken daran, wie sie gewesen wären und doch nicht sind.
So kurz vor diesem 1.8., dem 4. Geburts- und gleichzeitig Todestag unserer so sehr ersehnten und geliebten ersten Kinder sind die Gedanken und Gefühle der ersten Tage als Mama zweier Himmelstöchter wieder so nah als hätte ich sie gerade erst hinter mich gebracht.
Heute leben wir ein anderes Leben als das, was wir mit unseren Töchtern gelebt hätten. Und das ist tröstlich. Es gibt ein Leben danach. Ein anderes. Es muss nicht "alles gut werden", wie so viele uns gewünscht oder gar prophezeit haben.
Es ist gut, dass nicht alles gut ist.
In Gedanken und liebevoller Erinnerung an unsere zwei so wunderbaren, bezaubernden, kleinen und vollkommenen Himmelsmädchen.
Wir werden euch nie vergessen und immer an euch erinnern. Euer Sein in unserem Leben hat einen Sinn. Wir lieben euch und vermissen euch, bis wir uns wiedersehen.
Juna
Vielen Dank, dass in diesem Forum immer Platz ist für das Erinnern, das immer seltener wird und für die meisten Menschen um uns doch schon nur noch verblasste Bilder sind.
Wir schaffen das. Unsere Kinder werden es schaffen. Unsere Kinder werden zu den Wunder-Frühchen gehören. Unsere Kinder werden leben. Unseren Kindern wird es gut gehen.
Nachdem ich am 18.7. bei 19+4 mit Wehen und 6 cm geöffneter Gebärmutter liegend in die Klinik kam, wurde ich die ersten Tage zwischen Kreissaal und Wöchnerinnenstation hin und her geschoben. Jeden Tag boten mir die Ärzte an "das" zu beenden, ich müsse "das" nicht ertragen.
Sie wollten die Geburt einleiten und nichts weiter tun. Ich wollte nicht. Ich wollte ein anderes Nichtstun. Liegen, aushalten, schaffen. Stunde für Stunde und Tag für Tag. Immerhin hatten die Ärzte schon einige Tage Unrecht mit ihrem: "Die Kinder kommen heute."
Als die Antibiotikatherapie(n) scheinbar anschlugen stieg unsere Hoffnung auf ein gutes Ende. Ich bekam auf Wunsch und experimentell sogar noch vor 23+0 die Tokolyse und eine Cerclage war geplant. Nach nun schon 5 Tagen "Die Kinder kommen heute!" der Ärzte und dem "Nein, sicher nicht!" von mir, konnte ich doch diese Tage und diese OP auch noch schaffen. Das war unser Strohhalm, an den wir uns klammerten. Ich weiß nicht, wie - die Zeit verging. Eine Stunde vor der geplanten OP wurde sie abgesagt. 21+1. Wie sollte ich nur diese 24+0 erreichen?
Bis zum allerletzten Tag sagte ich: "Heute kommen die Kinder nicht. Das weiß ich." Am 31.7. war diese Hoffnung verschwunden. Ich war morgens einfach ohne sie aufgewacht. Den ganzen Tag hatte ich schlimme Vorahnungen, döste immer wieder ein und wachte auf, während ich den Missionsbefehl, das Glaubensbekenntnis und die Taufformel vor mich hin sprach. Taufe. Nottaufe. Nein, diese Gedanken mussten aus meinem Kopf verschwinden. Ich würde nicht taufen müssen. Jetzt noch nicht.
Mein Mann wollte abends bei mir bleiben, aber ich schickte ihn nach Hause. Wenn mein Mann nicht bei mir war, konnten sich unsere Kinder schließlich nicht auf den Weg machen.
Um kurz vor 24 Uhr platzte dennoch ohne jede Vorankündigung die erste Fruchtblase. Mein Mann kam und unsere wunderbaren, bezaubernden, kleinen und vollkommenen Mädchen A. und C. wurden am 1.8.11 um 2.22 und 2.34 Uhr geboren. A. starb während der Geburt und C. kämpfte und lebte. Ich taufte sie und hielt sie fest. Es gab nichts, was wir sonst für sie hätten tun können. Sie sollte es warm haben. Sie sollte nicht frieren. Sie sollte nicht leiden. Um 5.25 Uhr, im Arm meines Mannes, folgte sie ihrer großen Schwester. Und wir blieben zurück. Allein.
Nein.
Nein, nein, nein. Das darf nicht... Es darf nicht sein. Das durfte nicht passiert sein. Mein Bauch war leer. Völlig leer und das war falsch, so absolut falsch.
Nein.
Das in den folgenden Minuten, Stunden und Tagen am häufigsten gedachte und gesagte Wort: Nein. Nein! Nein.
Ich will nicht, ich wollte nicht. Ich wollte so vieles. So viel noch aushalten, ertragen, schaffen - für unsere Töchter und ihr Leben.
Am Ende waren es nur 2 Wochen Leben in meinem Bauch, die ich ihnen schenken konnte und ich bete, dass es schöne Tage waren, dass es ihnen gut ging in dieser Zeit, dass sie unsere unendliche Liebe spüren konnten und dass sie glücklich waren. Ich bete, dass diese kurze geschenkte Zeit einen Sinn hatte, den ich nur nicht verstehen kann.
Das Leben ging und geht weiter. Einfach so. Niemand fragte uns, ob die Zeit angehalten werden soll, damit wir ein wenig verweilen könnten.
Anfangs schmerzte jeder Gedanke daran, wie unsere Kinder jetzt aussähen, wie sie wären. Nun sind es schon fast vier Jahre, in denen wir sie nicht bei uns haben, nicht im Arm halten, nicht ansehen und nicht küssen konnten. Vier Jahre Sehnsucht.
"Irgendwann wird es leichter", hatte mir jemand gesagt. Nun kann ich mir inzwischen wirklich kaum noch vorstellen, wie sie heute wären, wie sie aussehen und riechen würden, wie ihre Stimmen klingen könnten. Und auch das erfüllt mein Mamaherz mit so großer Traurigkeit wie anfangs die Gedanken daran, wie sie gewesen wären und doch nicht sind.
So kurz vor diesem 1.8., dem 4. Geburts- und gleichzeitig Todestag unserer so sehr ersehnten und geliebten ersten Kinder sind die Gedanken und Gefühle der ersten Tage als Mama zweier Himmelstöchter wieder so nah als hätte ich sie gerade erst hinter mich gebracht.
Heute leben wir ein anderes Leben als das, was wir mit unseren Töchtern gelebt hätten. Und das ist tröstlich. Es gibt ein Leben danach. Ein anderes. Es muss nicht "alles gut werden", wie so viele uns gewünscht oder gar prophezeit haben.
Es ist gut, dass nicht alles gut ist.
Wir werden euch nie vergessen und immer an euch erinnern. Euer Sein in unserem Leben hat einen Sinn. Wir lieben euch und vermissen euch, bis wir uns wiedersehen.
Juna
Vielen Dank, dass in diesem Forum immer Platz ist für das Erinnern, das immer seltener wird und für die meisten Menschen um uns doch schon nur noch verblasste Bilder sind.